Handball | Meeting bei Berliner Füchsen
Bergischer HC und Friedrich-Albert-Lange-Schule wollen von den Besten lernen
Handball: Die Zusammenarbeit des BHC mit der FALS läuft seit Jahren hervorragend. Eine Delegation ist nach Berlin gereist, um sich beim Marktführer weiterzubilden. [Thomas Rademacher]
Berlin/Solingen. Ein Mal beim Marktführer reinschnuppern, um das Beste womöglich auch bei sich zu nutzen? Die Gelegenheit ließen sich Markus Pütz, Daniel Certa und Christoph Rath nicht entgehen. So reisten die Koordinatoren für den Handball- beziehungsweise Leistungssport an der Friedrich-Albert-Lange-Schule (FALS) sowie den Nachwuchs beim Handball-Bundesligisten Bergischer HC in die Hauptstadt, um die Kooperation zwischen den Füchsen Berlin und dem dortigen Schul- und Leistungssportzentrum (SLZB) zu begutachten. Einiges würde sich das Trio gerne abschauen.
Berliner Kooperation ist in Deutschland das Maß aller Dinge
Die Zusammenarbeit der Füchse mit dem SLZB ist im deutschen Handball führend. Die Hauptstädter sind in der männlichen A- und B-Jugend amtierender Deutscher Meister. Den besten Spielern stehen regelmäßig Karrieren in der 1. Bundesliga bevor. So kommen die Nationalspieler Paul Drux und Fabian Wiede zum Beispiel aus dem Berliner System.
„Da wollten wir gerne mal über den Tellerrand schauen“, sagt Markus Pütz, der beim BHC als Co-Trainer und gleichzeitig als Lehrer an der FALS arbeitet. Mit Christoph Rath ist er für das Frühtraining der Handball-Talente zuständig. Die Kooperation der NRW-Sportschule mit dem Verein trägt ebenfalls Früchte – so gewann die FALS 2022 zum Beispiel die Deutsche Schulmeisterschaft. „Aber wir können in unseren Strukturen natürlich noch Dinge verbessern. Dafür hat sich die Reise definitiv gelohnt“, meint Pütz, der den Kontakt hergestellt hatte.
„Aus der Bundesliga kenne ich Max Rinderle gut“, sagt der 37-Jährige. Der Co-Trainer der Füchse, der gleichzeitig am SLZB für die Schulmannschaft verantwortlich ist, machte viele Türen auf. So war das Solinger Trio in drei Tagen bei acht Terminen – darunter ein Trainingsbesuch des deutschen U18-Nationalteams mit Martin Heuberger und Emir Kurtagic oder ein Besuch bei der Schulleitung und den Sport- und Handballkoordinatoren.
Lehrertrainer ist auch eine Option für die FALS
Daniel Certa betont: „Die Rahmenbedingungen sind in Berlin bemerkenswert: Eigene Physiotherapie, eigener Sportpsychologe, zwei Hallen, die nur für Handball verwendet werden, und gleichzeitig gibt es die Chance, die Infrastruktur der anderen Sportarten zu nutzen.“ Am SLZB ist Handball eine von sehr vielen Sparten, so wie es an der FALS mit Fechten, Badminton oder Leichtathletik auch andere Schwerpunkte gibt.
Beim Degenfechten und im Athletikbereich hat die FALS bereits zwei sogenannte Lehrertrainer angestellt. Diese sind ausschließlich für ihren sportlichen Bereich zuständig. Im Handball gibt es das noch nicht. Die Berliner haben gleich zwei davon. „Eine solche Stelle wollen wir zum Beispiel gerne auch schaffen“, sagt Certa.
Die Abläufe in der Hauptstadt sind mit darüber hinaus vier hauptamtlichen Nachwuchstrainern im Verein und je zwei Physiotherapeuten sowie Athletiktrainern für 80 Handballer, die deutschlandweit gesichtet wurden, auf einem außergewöhnlichen Level. Pütz nennt eine Schattenseite: „Wenn sich jemand nicht wie erhofft sportlich entwickelt, endet dort auch die Sportförderung.“
Die FALS möchte dies so nicht handhaben. Certa: „Aus pädagogischen Gründen sehen wir es anders.“ Trotzdem zeigt sich die Solinger Delegation beeindruckt von der Gesamtstruktur in Berlin. „Im Grundschulbereich gibt es eine Art Sichtungssystem, um die Kinder für sich zu gewinnen. Da gab es sehr gute Ansätze für uns, um uns noch besser aufzustellen“, berichtet Pütz. Und Certa ist begeistert, wie die Verzahnung von Schule und Vereinsleben organisiert ist: „Wir brauchen uns dahinter nicht zu verstecken, aber das eine oder andere können wir auch bei uns noch umsetzen.“
Hintergrund
An der NRW-Sportschule sind aktuell etwa 130 Mädchen und Jungen zwischen der 5. und 13. Klasse mit dem Schwerpunkt Handball angemeldet. Kooperationsverein ist der Bergische HC.
Quelle: Solinger Tageblatt - Thomas Rademacher