19. Baustein: Die Streitschlichtung

„Wenn zwei sich streiten, hilft der Dritte“

Im Schuljahr 1996/97 konnte die Schule mit Hilfe von Landesmitteln ein Streitschlichterprogramm aufbauen. Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 5 - 10 wurden in Wochenendseminaren als Streitschlichter und Mediatoren ausgebildet und sind in den Pausen Ansprechpartner für alle, die ihren Streit ohne Hilfe von Erwachsenen beenden möchten.

Wie die Luft zum Atmen gehören heutzutage Konflikte ins alltägliche Schulleben. Sie zerren an den Nerven und können Angst verbreiten. Die eigentliche Herausforderung besteht im Umgang mit und der Lösung von Konflikten und Streitsituationen.

Streitschlichtung ist keine Gerichtsverhandlung, sondern ein freiwilliges Gespräch nach Regeln, in dem eine Konfliktlösung mit Hilfe einer neutralen Person gefunden werden soll. Weniger Aggressionen, weniger Strafen und Selbstverantwortlichkeit sind resultierende Vorteile der Streitschlichtung. Diese Vorteile haben zum Ziel, Streitpunkte zu erkennen, am Konflikt ohne Autoritäten zu arbeiten, eigene Standpunkte zu erläutern, Kompromisse zu finden und ohne Sieg und Niederlage eine Problemlage zu lösen. Denn bei der Streitschlichtung und in Konfliktsituationen sollen keine Schuldigen gefunden werden, sondern Lösungen!

Die Erfahrung, dass Schülerinnen und Schüler im Grunde über gute Fähigkeiten verfügen, Streit zu klären, zu vermitteln und zu schlichten und somit selbst zu weniger Aggressivität und Gewaltanwendung in der Schule und auf dem Schulhof beitragen können, veranlasst die Schule, das Programm dauerhaft durchzuführen.

In Zusammenarbeit mit der FH Düsseldorf wurden die Grundlagen für eine autonome Streitschlichtung durch Schüler in Konfliktfällen gelegt. Die Qualifizierung der Streitschlichter-Tätigkeit beginnt in der 5. Klasse. Die Kinder lernen und erproben das 4 - Schritte Modell:

1. Schritt: Das Gespräch einleiten und sachlich über die Aufgaben der Streitschlichtung informieren

2. Schritt: Die unterschiedlichen Sichtweisen der Konfliktparteien herausarbeiten sowie Anlässe und Ursachen für den Streit erkennen

3. Schritt: Versuche unternehmen, sich zu verständigen und eine Lösung zu finden

4. Schritt: Eine Vereinbarung treffen und schriftlich bestätigen

Im Schüler-Streitschlichter-Programm für die Klassen 5-10 werden mit den Schülern Konfliktsituationen analysiert, angemessenes Verhalten trainiert, beschämende Situationen erfahrbar gemacht und - Schritt für Schritt - soziale Kompetenz erworben, dass heißt, Konflikte werden geprobt, Gefühle offen benannt und erkannt und nach und nach ausgedrückt. Strenge Vertraulichkeit, Neutralität, das Bewusstmachen von Vorurteilen, Ich - Botschaften äußern und äußern lassen, sind weitere ebenso besondere Anforderungen an Schüler, die Streitschlichter sind oder es werden wollen. Während der ganzen Zeit ist die Sozialpädagogin als Ansprechpartnerin vor Ort.

Das Streitschlichterprogramm ist ein erprobter Ansatz, um den in Konflikten zu beobachtenden Kreis von Gewalt und Gegengewalt zu unterbrechen und konstruktive Wege aus dem Konflikt zu zeigen. Ziel ist es, eine Schulkultur im Umgang mit Konflikten zu entwickeln und zu erarbeiten, Aggressionen abzubauen sowie ein friedliches, respektvolles Miteinander der gesamten Schulgemeinde zu ermöglichen.