6. Baustein: Individualisierung der Schullaufbahn - Das „Drehtür-Modell“

Das so genannte „Drehtür-Modell“ ermöglicht es Schülerinnen und Schülern der Friedrich-Albert-Lange-Schule, das Abitur nach 12 Jahren abzulegen. Der Bildungsgang in NRW sieht für Gesamtschulen eigentlich 13 Jahre vor.

Um den Gedanken, eine Schule für alle Schüler und für alle Schulabschlüsse zu sein, konsequent umzusetzen, wurde vor ein Modell entwickelt, um leistungsstärkeren Schülern die mit dem Gymnasium vergleichbare Schulzeit zu ermöglichen.

Für die erfolgreiche Umsetzung war und ist es notwendig, verlässliche Strukturen in Organisation und Beratung zu schaffen und bestimmte Aspekte des schulischen Lernens, nämlich den der Eigenverantwortung und Individualisierung, besonders zu stärken.

Individualisierung an der Friedrich-Albert-Lange-Schule meint sowohl Organisationsformen des Unterrichts als auch Unterrichtsprinzipien bzw. das Verständnis von Unterricht, vom Lernen und Lehren.

Lernen wird an der FALS als individueller und v.a. kreativer Prozess begriffen. Lehren heißt also, den Schülern das Lernen möglich zu machen, d.h. sie anzuregen und herauszufordern, ihnen Freiräume für eigene Lernwege und Schwerpunkte zu lassen, ihr Lernen zu begleiten und ihnen so die Chance zu geben, ihre Potentiale zu entwickeln. Nur dadurch werden die Voraussetzungen geschaffen für eine erfolgreiche Umsetzung von Individualisierung und Differenzierung im Unterricht.

In der FALS greifen die Ebenen der Unterrichtsorganisation und der Didaktik und Methodik ineinander.

Das Schulkonzept der FALS hat hierzu folgende Schwerpunkte:

  • In einer Schule, die auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler Rücksicht nimmt, ist es wichtig, alle Kinder in Lern- und Arbeitstechniken zu schulen, die von den „7 Gs“ (gleicher Raum, gleiches Tempo, gleiche Zeit, gleiche Aufgabe…) gelöst sind.
  • Prämisse des Unterrichts ist die Eigenverantwortlichkeit des Lernens, z.B. durch ausgeprägte Einzelarbeitsphasen und Lernzeiten.
  • Die Freiarbeit ist ein wichtiger Baustein des eigenverantwortlichen Lernens und der Methodenschulung.
  • Der Unterricht ist u.a. geprägt von kooperativen Lernformen, Portfolio-Arbeit und hohen gestalterischen und kreativen Anteilen in nahezu allen Unterrichtsfächern und –bereichen.
  • Eine Evaluation findet durch Selbstreflexion und Feedback statt.
  • Wichtig ist die Offenheit der Schullaufbahn:
  • Die äußere Differenzierung in E-und G-Kurse setzt so spät wie möglich (mit Klasse 9) ein.
  • Die durch das Schulgesetz gegebenen Möglichkeiten und Spielräume der Bewertung und Binnendifferenzierung werden genutzt.
  • Bei Schülern, Eltern und Lehrern wird ein Bewusstsein für Vielfalt geschaffen.
  • Schüler profitieren von individueller Förderung und Forderung:
  • z. B. durch die parallele Belegung von zwei WP I-Fächern (Französisch und NW)
  • oder durch die Teilnahme am Fachunterricht in höheren Jahrgängen (Mathematik, Englisch).
  • Im Förderkonzept der Jgst. 5/6 gibt es eine Fachförderung und –forderung.
  • Es wurden Fachbereichscurricula (Sport, Kultur, NW, Sprachen) entwickelt, in denen alle Lern- und Fördermöglichkeiten der einzelnen Fachbereiche ineinandergreifen. Das führt zu Selbstbewusstsein, Professionalisierung und Strukturierung der Fachbereiche, wovon Schüler profitieren und womit sie bewusst planen können.
  • Es gibt die Möglichkeit einer Individualisierung der Schullaufbahn u.a. durch die Wahl zwischen G8, G9 oder G10, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. In den schulinternen Curricula und der Unterrichtsorganisation wird dies berücksichtigt.
  • Die Regelschullaufbahn der FALS ist G9 (Sek I: 5 bis 10, Sek II: EF bis Q2).
  • Im Drehtürmodell (s.u.) nehmen Schüler in der 10. Klasse am Unterricht in der EF teil und machen bei erfolgreichem Unterrichtsbesuch dadurch G8. Die Vorbereitung auf und Teilnahme an der ZP 10 ist sichergestellt.
  • Hochleistungssportler haben durch Laufbahnstreckung die Möglichkeit, ihren Verbleib in der Sek. II auf 4 Jahre zu verlängern (G10).

Das Drehtürmodell richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die durch ihr gezeigtes Lern- und Leistungsverhalten prädestiniert sind, das Abitur nach 8 Jahren abzulegen.

Die erste „Sichtung“ eventueller Drehtürkandidaten beginnt bei den Zeugniskonferenzen des achten Jahrgangs. Dabei wird besonders auf die fachlichen, aber auch auf die sozialen Kompetenzen der Schüler geachtet. Wichtige Aspekte sind: Wie kommen die guten bis sehr guten Noten zustande? Sind die Schüler/innen in der Lage selbstständig Unterrichtsinhalte zu erarbeiten? Sind sie in ihrem Wesen gefestigt? Bleibt noch genügend Raum für Freizeit und außerschulische Aktivitäten?

Die Eltern werden in der ersten Klassenpflegschaftssitzung des Jg. 9 genauer über das Modell informiert. Nach dem ersten Quartal 9 werden nochmals Leistungen und Motivation der Schülerinnen und Schüler begutachtet. Zum ersten Sprechtag Jg. 9 wird seitens der Schule eine Empfehlung zum DT- Modell ausgesprochen.

Am DT-Modell interessierte Schüler nehmen an Exkursionen zu z.B. Universitäten, Ausstellungen, Aktionstagen von Fakultäten in der Gruppe teil, um die Motivation und die Neugierde auf Neues in der Gruppe zu stärken.

Bei einem Informationsabend, zu dem Drehtürschüler aus den höheren Jahrgängen eingeladen sind, haben Eltern und potentielle DT-Schüler die Möglichkeit, Fragen zum Modell zu stellen. Ein zusätzlicher Elternsprechtag dient dem individuellen Austausch mit Sek II-Kollegen und der Schulleitung. Für die Zeit bis zur Entscheidung und die spätere Begleitung der Schullaufbahn der DT-Schüler stehen zwei Beratungslehrer zur Verfügung.

In der Sekundarstufe II werden die DT-Schülerinnen und –schüler ganz normal in die Kurse integriert, es werde keine reinen DT-Lerngruppen gebildet.

In einigen Fächern (Französisch, Latein) werden halb oder ganzjährige „Angleichkurse“ eingerichtet, außerdem werden die Schüler in eigenen Lernangeboten mit den Aufgabenformaten der ZP 10, die sie mit ihrer ehemaligen Jahrgangsstufe ablegen, bekannt gemacht.